Sozialisierung - die Entwicklung zum charakterstarken Hund

Das ideale Abgabealter?

 

Bevor man die Frage nach dem idealen Einzugsalter in die neue Familie klären kann, ist es notwendig die psychische Entwicklung genauer zu analysieren. 

 

Von der Geburt bis zum Alter von 15 Tagen sind die Augen und Ohren geschlossen, der Welpe ist blind und taub, das Erkennen der Mutter findet rein durch den Geruch statt. 

Da der Welpe es nicht wahrnimmt, es aber die Mutter beunruhigen würde, sollten Besuche durch Fremde in diesem Alter gemieden werden. 

Die Welpen gewöhnen sich auch an den Geruch des Menschen, der sie täglich zum wiegen hochnimmt, viele verschiedene Personen verängstigen ihn, die Welpen sollten deshalb nur von 1-2 Personen betreut werden. 

 

Im Alter von 15-21 Tagen entwickeln die Welpen die Seh- und Höhrfähigkeit vollständig, damit steigt auch täglich ihr Interesse an der Umwelt an. In diesem Zeitraum finden auch die ersten Ausflüge in die nähere Umgebung der Wurfkiste statt. Nun sollte man beginnen die Welpen an Menschen zu gewöhnen, wobei sich Besuche von Interessenten und Bekannten noch auf gucken und locken beschränken sollten. Zu viele Fremde Personen verwirren die Welpen und sind somit in keinster Weise nützlich für die Sozialisierung. 

 

Anmerkung: Es ist absolut veraltet, die Welpen in diesem Zeitraum zuzufüttern. Erst wenn sie von selbst, ohne "Aufforderung" Interesse am Futter zeigen, sollten sie mit fester Nahrung angefüttert werden. Vorher ist der Verdauungstrakt noch nicht auf das verdauen von Fleisch eingestellt, es richtet zwar im Normalfall keine Schäden an, aber die Welpen können es nicht ausreichend verdauen, auf gut Deutsch - es kommt raus, wie es reinkam. Der Sinn davon war, als dieser Trend aufkam, die Welpen früher an festes Futter zu gewöhnen und somit früher weiterverkaufen zu können. 

 

Zwischen der 4. und 5. Lebenswoche fangen die Welpen jetzt von selbst (!) zu fressen an, sie werden immer aktiver, die Ausflüge werden länger und die Welpen beginnen nun auch mit dem Menschen zu interagieren.

 

Mit 4-6 Wochen kann auch das erste mal der Garten unsicher gemacht werden. Nun dürfen auch Nicht-Familienmitglieder zu den jungen Hunden, wobei immer darauf geachtet werden sollte das kein Zwang auf die kleinen ausgeübt wird. 

Auch wenn  man jetzt aktiv beginnen sollte sie an Alltagsgeräusche und -Situationen zu gewöhnen, sollte immer auf ein gesundes Maß geachtet werden. Überforderung hat den gegenteiligen Effekt. 

Die Welpen trinken nun immer seltener von der Mutter und fressen stattdessen zunehmend feste Nahrung. Die Welpen balgen nun auch miteinander und der Züchter kann die ersten, individuellen Charakterzüge erkennen. Nun beginnen sie auch, sich das Verhalten der Mutter abzugucken und zu übernehmen - mit ein Grund warum nicht wesensfeste oder ängstliche Hündinnen nicht zur Zucht verwendet werden sollten.

Im Verhalten der Mutter liegt der Grundstein der Entwicklung eines gesunden Hundeverhaltens, begegnet sie Menschen freundlich und unvoreingenommen, dann tun die Welpen das auch. Geht sie souverän mit ungewohnten Situationen um, bleibt freundlich und aufgeschlossen, tun ihre Kinder das auch. 

 

Im Alter von 6-8 Wochen endet die erste Prägungsphase, hat der Welpe bis zu diesem Alter schlechte Erfahrung bspw. mit Menschen gemacht, wird dies sein späteres Verhalten entscheidend beeinflussen. Die Mutter beginnt nun ihre Welpen zu entwöhnen.

 

Nun kommen wir zur entscheidensten Phase der Sozialentwicklung und damit auch zum Grund, warum es absolut falsch ist Welpen ab dem Alter von 8 Wochen abzugeben. 

 

Erst im Alter von 7-10 Wochen beginnt die Hundemutter damit, ihre Welpen zu entwöhnen, das heißt, sie ermahnt sie auch einmal wenn sie ihr gegenüber zu respektlos werden. Oft sieht dieses Verhalten sehr grob und auch gefährlich aus, das ist es aber nicht. Die Hündin weiß besser als jeder andere, wie fest sie zupacken darf. 

Auch heute glauben - leider! - noch viele Züchter, dass die Welpen jetzt entwöhnt sind, das stimmt aber nicht, der Prozess der Abnabelung beginnt gerade erst!

Die Welpen lernen in diesem Alter, dass sie Respekt vor älteren Rudelmitgliedern und damit später auch vor ihren Besitzern haben müssen. 

Die Hundemutter ist konsequenter als jeder Mensch es je sein könnte, nur sie weiß instinktiv, wie weit ihre Welpen bereits entwickelt sind und passt ihre Erziehungsgeschwindigkeit daran an. Nun lernen die Welpen auch, mit Frustration umzugehen, zum Beispiel weil ihre Mutter die Spielaufforderung ablehnt und sie notfalls auch zur Ruhe bringt.

In diesem Alter greift die Hündin auch mal ins Spiel der Welpen ein, wenn es in ihren Augen aus dem Ruder läuft. 

Aus diesem Grund ist es auch wichtig die Hündin nicht von den Welpen zu trennen (z. B. Nachts) sondern sie höchstens für Spaziergänge von ihnen zwanghaft zu trennen. Die Hündin braucht zwar Rückzugsorte, sollte aber möglichst immer Zugang zu den Welpen haben, wenn sie es denn möchte. Die Welpen lernen nun auch gewisse Rahmen der Stubenreinheit von ihr, indem sie ihr folgen wenn sie zum verrichten ihres Geschäfts das Haus verlässt, der Züchter sollte dies unterstützen, indem er die Welpen lobt, wenn sie sich draußen lösen.

 

Gegen Ende der 11. Lebenswoche greifen nun - wenn vorhanden - auch immer häufiger die restlichen Rudelmitglieder ein und ermahnen ebenfalls die Welpen, wenn sie in ihren Augen zu grob werden. Vorher hat die Hündin dies nur zugelassen, wenn sie das Geschehen kontrollieren konnte. Sie lässt ihren Nachwuchs nun auch öfter alleine, gegen Ende der 13. Woche beschränken sich ihre Besuche auf eine freundschaftliche Ebene. Auch die Welpen untereinander trennen sich immer häufiger, der Züchter kann ab der 9. Woche erst nur kurz über wenige Minuten, später auch mal für 1-2 Stunden einzelne Welpen isolieren. Hier kann er auch bereits Sachen wie die Gewöhnung an den Namen mit dem jungen Hund trainieren.

Ist der Welpe bereits vergeben, könne auch die zukünftigen Welpenbesitzer diese Aufgabe übernehmen und den Welpen so langsam an sich binden, ohne ihn im Hauruckverfahren ohne Übergang seiner Familie für immer zu entreißen.

So zieht der Welpe später auch nicht weg von allem das er bisher kannte, zu vollkommen fremden Menschen, in eine fremde Umgebung, sondern hat immerhin vertraute Personen bei sich, die ihm eine gewisse Sicherheit vermitteln.

 

Im Alter von ca. 12 Wochen ist der Welpe vollständig entwöhnt und kann von nun an sein neues Zuhause auf den Kopf stellen. 

 

Aber fehlt dem nicht ein Haufen Zeit und Erziehung mit und von den neuen Haltern?!

Ganz klar nein. Ein zu alt gibt es beim Welpenkauf nicht. 

Bei einem guten Züchter der Wert auf die altersgerechte Erziehung und Sozialisierung legt, lernt der Welpe alles das er in diesem Alter lernen kann!

 

Die Grundkommandos wie Sitz, Platz, bei Fuß etc. kann man einem Welpen erfahrungsgemäß frühestens ab dem Alter von 12 Wochen erfolgreich lernen. 

 

Ein vollständig entwöhnter Junghund ist selbstsicherer und trauert nicht so lange, wegen der Trennung, wie ein jüngerer Hund. Somit gewöhnt sich er sich im Endeffekt schneller an das neue Zuhause und seine Menschen. 

 

Durch die Mutter erlebt er eine unglaubliche Konsequenz in der Grunderziehung, etwas, das kein Mensch auch nur annähernd nachahmen kann.

Im Gegensatz zu Welpen, die mit 8 Wochen direkt von der betüddelnden und nur selten ermahnenden Mutter zu ihren neuen Herrchen zieht, kennen sie bereits ein "Nein". Nicht nur das, sie wissen das nein auch wirklich nein bedeutet. Etwas, das der Hundebesitzer dem kleinen erst mühevoll beibringen muss - und öfter als die meisten vermuten würden daran scheitert.

 

Wissenschaftlich erforscht, erlebt der Hund 3 Prägungshasen:

 

1. 4. bis 8. Woche - (Gewöhnung an den Menschen, erlernen des Umgangs mit Alltagssituationen)

 

2. 9. bis 12. Woche - (Entwöhnung von der Mutter und den Wurfgeschwistern)

 

3. 13. bis 16. Woche - (Gewöhnung an die neuen Besitzer)

 

Somit bleibt also in jedem Falle genug Zeit für alle Beteiligten.